Sega
Nun fehlte dem System allerdings noch der passende Name. MK-1601, so die offizielle Bezeichnung passte nicht so recht in das Konzept und es beagnn eine lange Debatte im japanischen Vorstand, bis man sich schliesslich auf MegaDrive einigte. Mega sollte auf die überragende Technik anspielen, während Drive Assoziationen mit Geschwindigkeit vermitteln sollte. Zweifelos Attribute, die dem neuen System mit Recht zustanden. Unglücklicherweise war diese Namenskombination in den U.S.A. bereits markenrechtlich geschützt worden und so wurde in den Staaten aus MegaDrive das Genesis. Rückblickend war der Namen in Amerika, einem gottesfürchtigen Land, passend gewählt, symbolisierte es doch eine neu erschaffene Welt, die dem Menschen untertan war. So konnten Eltern sich zudem auch das neue "Daddelding" merken, dass Klein James und Big Joe sich zu Weihnachten wünschten.
Zwar befürchteten Kritiker, dass Sega mit dem MegaDrive in eine Krise rutschen würde, wenn das System zu einem Preis von heute 225 € veröffentlicht würde und man noch die Marketingkosten hinzurechnen würde. Doch Sega war mit dem Master System bereits auf dem absteigenden Ast gewesen und hatten nichts mehr zu verlieren. Auch die Sorgen um NEC mit ihrer PC Engine konnten den Verlauf nicht mehr ändern, es konnte nur noch aufwärts gehen. Unten war Sega bereits seit langem. Die PC Engine war bereits seit 1987 auf dem Markt und verblüffte Experten vor allem durch die hervorragende Grafik- und Klangfähigkeiten. Umso erstaunlicher war, dass die Konsole ein 8bit System war, aber in der Präsentation durchaus mit einer 16bit Konsole aufnehmen konnte. Dies lag an dem Grafikprozessor den NEC selbst entwickelt hatte. Jedoch waren die ersten Spiele keine Erfolge und waren zumeist unspielbar, ein Problem, dass sich erst später ändern sollte.
Doch am 29. Oktober 1988, ein Jahr nach der PC Engine, kam nun endlich das MegaDrive auf den Markt, zeitgleich mit den Spielen Space Harrier 2 und Super Thunder Blade, dass bei vielen Zuschauern für offene Münder sorgte. Die Spiele glichen den Automatenvorbildern in allen Belangen und sorgten dafür, dass Sega nun in aller Munde war. Nun schienen auch Dritthersteller von Sega überzeugt zu sein. Namco, zuvor lange Jahre Softwareentwickler der NES, wechselte kurzerhand die Seiten und begann nun Software für das MegaDrive zu produzieren. Vorausgegangen war, dass der bisherige Vertrag mit Nintendo 1989 ausgelaufen war. Nintendo strebte einen neuen Vertrag an, allerdings unter denselben Konditionen, wie zuvor, die Konvertierungen verbot und auch den Profit pro Spiel deutlich geringer ausfallen liess, als es eigentlich nötig war. Als der damalige Vorsitzende von Namco, das Unternehmen, dass mit PacMan das Videospielzeitalter mit begonnen hatte, davon erfuhr explodierte dieser förmlich und war ausser sich vor Wut. Aus Trotzreaktion über diese Bedingungen erklärte sich Namco bereit in das Lager des MegaDrive einzusteigen. Dies war das erste Mal, dass ein Fremdhersteller Nintendo verlassen hatte und weitere sollten folgen. Doch lange hielt diese Wut nicht an, denn Namco spürte nun den finanziellen Verlust der NES Lizenzen deutlich und suchte recht bald wieder die Nähe zu Nintendo, inklusive Standardvertrag. Doch Namco vergaß nicht, auch Jahre später nicht, als die Sachlage sich anders darstellte. Schnell zogen sie sich aus dem Vertrag mit Nintendo zurück und entwickelten dann auch wieder für andere Hersteller, aber dies ist eine andere Geschichte...
Jedoch machte dieser Streit eines deutlich: Nintendo war nicht bereit das Feld kampflos zu räumen und nutzte die Marktherrschaft konsequent aus. Wer nicht für Nintendo war, war ein Gegner, der aus dem Feld geräumt werden musste. Sega war nun klar geworden, dass sie Nintendo in einem klassischen Machtkampf nicht bezwingen konnten. Neue und aggressivere Taktiken sollten nun das Geschehen beider Seiten auszeichnen. Und wo konnte so etwas besser beginnen, als in den Vereinigten Staaten von Amerika?
Das hier Sega Genesis getaufte MegaDrive startete am 14. August 1989 in Los Angeles und New York. Der Rest des Landes wurde ein Monat später offiziell beliefert. Neben den zwei Automatenumsetzungen, die es bereits zu japanischen Veröffentlichung gab, kamen vier weitere Spiele hinzu. Mit einem Startpreis von 190 $ eröffnete Sega die Preisschlacht, sollte das System doch eigentlich zehn Dollar mehr kosten. Jeder Konsole wurde das Modul Altered Beast beigelegt, allerdings konnten Anwender dies auch gegen Last Battle, Space Harrier 2, Super Thunder Blade, Thunder Force II oder Tommy Lasorda Baseball eintauschen. Bereits die erste Werbekampagne dies auf den verhärteten Wettbewerb hin: Sega Genesis does what Nintendon't! Und die ersten Anwender gaben dieser Werbeanzeige recht, Sega lieferte eine Qualität, die zuvor auf keinem anderen System zu finden war. Sämtliche Spiele waren originalgetreue Portierungen der Automaten.
Dies war allerdings nicht alles, was die bisherigen NES-Anwender zur Konkurrenz trieb, auch das Design der Konsole mit seinem futuristischen schwarzen Look zog Jugendliche und heranwachsende in gleichem Maße an. Auch gab es für Dritthersteller keine strengen Restriktionen und erlaubten Zusatzgeräte, die es für das NES nie gab, da Nintendo dies untersagte. Eines dieser Geräte war das Game Genie, das es dem Anwender erlaubte Cheats zu verwenden. Zwar konnte auch das Genesis die Vorherrschaft des NES nicht in Grund und Boden reißen, allerdings begannen Anwender, wie auch Magazine, über das neue Gerät zu sprechen.
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