Amstrad

Zu jener Zeit wurde zudem ein letztes Mal versucht aus dem Markennamen Sinclair noch einen weiteren Gewinn zu formen. Dessen Name war immer mehr im Begriff zu fallen, da sich die Spectrumreihe nicht mehr ernsthaft gegen Atari und Commodore stemmen konnte, die mit aller Kraft den Markt an sich rissen. Aus dem tragbaren PC512 formte man den Sinclair PC200, der allerdings als Desktop Computer, mit dem Design des Commodore Amiga 500, verkauft werden sollte. Statt eines Monitors erhielt der PC200 einen RF Modulator, der den Betrieb an einem nadelsüblichen Fernseher ermöglichen sollte. Als Grafikkarte stand der CGA-Standard zur Verfügung. Statt zwei Floppylaufwerken, ersetzte man eines durch zwei ISA-Steckplätze, was allerdins durch das niedrige Gehäuse fast schon als sinnfrei bezeichnet werden konnte. Amstrad selbst verkaufte das gleiche Modell unter dem Namen PC20, allerdings war jenes weiß. Der PC 512 erlebte ebenfalls eine Wiedergeburt in ähnlicher Form, dem PC500. 1989 veröffentlichte Amstrad die zweite Generation der eigenen PC Reihe. Die, PC2000 genannte, Reihe erwies sich jedoch, aufgrund eines Fehlers der eingebauten Seagate-Festplatten, als Reinfall. Zwar wurde ein späterer Rechtsstreit gewonnen, verlor jedoch einiges an Reputation und wenig später die Marktführerschaft.

Amstrad GX4000Diese Erkenntnis führte in den beginnenden 1990ern zur Fokussierung auf tragbare Computer und Videospielkonsolen. Amstrad machte es sich jedoch zu leicht: die eigene Videospielkonsole Amstrad GX4000 war ein erneuter Aufguss des alten Amstrad 464 Plus in geänderter Verpackung und die Käufer liessen sich nicht täuschen. 8bit-Technik, wollte im Zeitalter der 16bit-Computer und -konsolen, wie dem Sega Mega Drive oder dem Super Nintendo nun wirklich niemand mehr kaufen. Amstrad saß auf einem Berg von Spielkonsolen und verkaufte sie weit unter dem Preis, den sie sich zu Beginn vorstellten.

Aus diesem Fehler lernend, versuchte man nun etwas völlig unkonventionelles zu konstruieren und wurde Lizenznehmer bei Sega. Man erhielt die Genehmigung ein europäisches Gegenstück zum Sega TeraDrive, den Amstrad MegaPC, zu veröffentlichen. Dieser war eine Symbiose aus einem PC mit Intel 80386 und einem Sega Mega Drive, wobei die Konsole als Steckkarte im Gehäuse eingebaut war. Die Front des Gehäuses bot eine Schiebetür, die entweder den Modulschacht der Konsole, oder aber das CD-ROM Laufwerk zur Verfügung stellte. Simultan konnten beide Systeme nicht funktionieren. Im Gegensatz zum hauseigenen PC/Mega Drive-Modell von Sega war der MegaPC deutlich besser aufgebaut und erlaubte eine bessere Luftzirkulation.

Allerdings war dem System kein Erfolg vergönnt: der Intel 80386 war 1993 eindeutig zu langsam, standen doch schon der Intel 80486 und in Kürze der Pentium zur Verfügung. Zudem war der Preis zu hoch: für £999.99 erhielt man das Mega Drive und einen deutlich besseren PC weitaus günstiger, wenn man sie getrennt kaufte. Die Idee war sicherlich interessant, die Umsetzung eine Frechheit. Amstrad konnte auch hier keinen Boden gut machen. Auch als der Preis recht schnell auf £599 gesenkt wurde, hatte der MegaPC nie wirklich eine Chance.

Im selben Jahr veröffentlichte Amstrad ein britisches Gegenstück zum Apple Newton, namens PenPad. Wochen bevor Apple den Newton auf den Markt bringen konnte, hatte Amstrad bereits ein passendes Modell zur Hand. Allerdings wurde es, ebenso wie der Newton ein kommerzieller Flop und hatte ebenfalls mit etlichen technischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Zudem besaß das PenPad nicht die gleichen Funktionen wie das Modell von Apple, konnte allerdings aufgrund des niedrigen Preises von 450$ einige Käufer finden.

Das Unternehmen erkannte nun, dass der Computermarkt sich immer mehr auf den PC fokussierte. Andere Unternehmen mit anderen Systemen hatten keine Chance mehr. Auch der Konsolenmarkt war aufgeteilt und Amstrad selbst versuchte die Interessen auf den Kommunikationssektor zu verlagern. Zu diesem Zweck kauften sie etliche Telekommunikationsfirmen auf, wie beispielsweise Betacom, Dataflex Design Communication oder Viglen Computers. Im Laufe der Zeit wurde Amstrad der führende Hersteller von Satellitenreceivern innerhalb des Vereinten Königreiches, vor allem seit der Zusammenarbeit mit Sky 1989. Gemeinsam wuchsen die beiden Unternehmen mittels der Satellitentechnologie und arbeiteten eng zusammen. 1997 weitete Amstrad sein Einflussgebiet bis nach Australien aus, als sie die Fertigung der Receiver für den einheimischen Sender Foxtel übernahmen. 2004 starteten sie ebenfalls in Italien.

Um ein weiteres Standbein zu erlangen, veröffentlichten sie im Jahr 2000 den E-M@iler, der eine Symbiose aus Telefon und Emailgerät darstellte. Neben diesem exotischen Gerät, das auch einige Nachfolger erhielt, produzierte das Unternehmen auch Viderekorder, DVD Player, Fernseher und Hi-Fi Anlagen.

Das Unternehmen war jedoch wirtschaftlich nicht stark genug, um weiter allein existieren zu können. Statt einer feindlichen Übernahme kam jedoch der langjährige Partner SkyB im Juli 2007 auf den Plan und kaufte für 125 Millionen £ Amstrad auf. Den meisten Analysten war dieser Schritt zuvor bereits klar gewesen, arbeiteten die Unternehmen seit Jahren Hand in Hand. Für ein weiteres Jahr blieb Sugar Vorstandsvorsitzender bei Amstrad und hatte dabei die größten Momente der Anfangszeit des Homecomputerzeitalters erlebt und entscheidend beeinflusst. Das ehemailige Hauptquartier von Amstrad wurde im Zuge dieses Rücktrittes, der seit der Übernahme geplant war, zu einem Hotel umgewandelt.

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