Apple

Jef RaskinFür einige Zeit fand sich Jobs damit ab, nicht weiter in das Projekt LISA integriert zu sein und schien in der Rolle des Unternehmenssprecher eine Position gefunden zu haben, die seiner extrovertierten Art gerecht wurde. Doch noch immer war er davon, ebenso wie Wozniak zu seiner Zeit, überzeugt, einen guten Computer entwickeln zu können. Diesen fand er bei Mitarbeiter Nummer 31, Jef Raskin. Raskin arbeitete als Hauptverantwortlicher an einem weiteren Projekt: die Entwicklung des Apple Macintosh. Hierbei träumte Raskin von einer revolutionären Evolution des Computers, der diesmal jedoch nicht aus der Sicht eines Ingenieurs, sondern aus der Sicht eines Anwenders gebaut wurde. Der interne Codename lautete Macintosh und war der Name der Lieblingsapfelsorte Raskins. Dieser bekam 1979 das offizielle O.K., seitens der Firma, dieses Projekt zu entwickeln. In den Kreis des Entwicklungsteams kamen noch Andy Hertzfeld, Chris Espinosa, Joanna Hoffman, George Crow, Bill Atkinson, Burrell Smith und Jerry Manock hinzu, so mancher jedoch nicht freiwillig. Hertzfeld berichtete, das eines Tages Jobs in seinem Büro kam und ihm diktierte, dass er nun fortan am Macintosh-Projekt arbeiten würde. Dieser erwiderte, dass er noch einige Tage zur Beendigung seiner bisherigen Projekte benötigen. Als Antwort zog Jobs sämtliche Stecker seiner Computer aus den Dosen und verfrachtete dessen Computer in das Auto und fuhr mit ihm in das benachbarte Gebäude und integrierte ihm in das Team. Als Jobs das Projekt an sich riss, war Raskin nicht sonderlich begeistert.

Apple Macintosh 128kBisher galt bei diesem Projekt, dass der Macintosh ein Computer werden sollte, der nicht das technisch Machbare zeigte, sondern eher für breite Masse gedacht war. Dies zeigt sich dadurch, dass das ursprüngliche Projekt "Annie" von Mike Markkula initiiert worden war und der entstehende Rechner nicht mehr als 500 US-Dollar kosten sollte. Im ersten Ansatz beinhaltete dieser Macintosh einen kleinen 5"-Monitor, 64 Kbyte und dem 8-bit Motorola 6809 als Prozessor. Doch Jobs wollte einen Rechner wie bei PARC. Raskin und Jobs fochten einen erbitterten Streit über die Eingabemethode des Macintosh, den Jobs gewann. Dieser wollte eine Mauseingabe, Raskin bevorzugte eine Stift- oder Joystickeingabe. Daraufhin verließ im März 1982 Raskin endgültig Apple. Durch den Fortgang konnte Jobs viele ursprüngliche Vorgabe streichen oder aber ergänzen. Beispielsweise erhielt der Macintosh 128 KByte Hauptspeicher und beinhaltete nun einen 9"- Monitor,sowie einen 68000er Prozessor von Motorola, der mit 8 Mhz getaktet war. Doch nicht nur der Streit zwischen Jobs und Raskin kostete im gesamten Team Nervenkraft, gab es doch noch das hausinterne Duell mit den Entwicklern des LISA- Projektes.Viele Mitarbeiter hassten und respektierten den Führungsstil von Jobs, so auch Metcalfe, der damals als Forscher im benachbarten Forschungsinstitut Xerox PARC arbeitete. Dieser berichtete,dass Jobs keinerlei Geduld für Menschen besaß, die seinen hohen Anforderungen nicht gerecht wurden oder sie nicht verstanden. Doch noch bis heute erachtet er ihn als einen großen Visionär, der die Visionen der PARC-Mitarbeiter in die Wirklichkeit transportieren konnte.

Apple schien einen internen Krieg zu führen: auf der einen Seite existierte das LISA-Lager, auf der anderen Seite das Macintosh-Lager. Das Lisa-Team verspottete den Macintosh, sahen sie in diesem doch nichts weiter als einen Abklatsch ihres eigenen Computers. Das Team bestand in erster Linie aus den konservativen Kräften von Apple, das Macintosh-Team stand daher eher für die Rebellen. Dies zeigte sich auch dadurch, dass Jobs vor der Firmenzentrale eine Piratenflagge hissen ließ. Beide Parteien schienen von einer dauerhaften Schlacht auszugehen. Doch es gab auch eine dritte Seite, nämlich die Apple II-Abteilung, die sich immer weiter in den Hintergrund gedrängt fühlte. Keines der beiden Teams sah die Benachteiligung der dritten Partei, obwohl diese die Entwicklungskosten beider Fraktionen bezahlte, wurden doch bis zum Frühsommer 1983 mehr als 1 Million Apple II verkauft. Das meiste Geld jedoch verschlang die Entwicklung zweier unterschiedlicher Computer, statt gemeinsam einen Nachfolger zu entwickeln. Weitaus schwerer wog der Aderlass, in Form des Abteilungswechsels, von Wozniak zu Macintosh-Team. Noch härter traf es Wozniak allerdings persönlich, als er kurze Zeit später bei einem Flugzeugabsturz sein Kurzzeitgedächtnis verlor und Apple verließ. Das Betriebsklima in diesen Tagen konnte man durchaus als hasserfüllt bezeichnen.

Windows 1Zusätzlich unterschrieben Apple und Microsoft im Jahre 1982 einen Vertrag, der Microsoft verpflichtete, Businessapplikationen für den Apple Macintosh, und sämtliche voranschreitenden Programme mit Mausbedienung, ausschließlich für den Macintosh, zu entwickeln. Dafür erhielt das Unternehmen Prototypen des Macintosh und konnte somit, noch vor der Konkurrenz, mit der Entwicklung der Programme beginnen und bereits zwei Jahre nach Unterzeichnung stellte Microsoft ihr eigenes BASIC und MultiPlan den Käufern vor. Zu dieser Zeit jedoch war der Stern von Macintosh noch nicht aufgegangen und Bill Gates war sich nicht sicher, ob der Macintosh erfolgreich genug sein würde, um die Entwicklungskosten wieder einzuspielen. Für diesen Fall entwickelte Microsoft ihre eigene grafische Benutzeroberfläche, die sie Windows tauften und kündigten diese für November 1983 an, ausschließlich für DOS. Jobs und sein Unternehmen waren zu dieser Zeit, trotz Vertragsbruches, in keinster Weise beunruhigt, waren sie sich doch sicher, dass Ihr System der Standard werden würde. Zusätzlicherweise besaß der Vertrag eine Klausel, die besagte, das, für den Fall eines Konkurrenzproduktes, dieses dem OS des Macintosh nicht ähneln durfte.

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